R.C. Schwinges (Hg.): Straßen- und Verkehrswesen im Mittelalter

Cover
Titel
Straßen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter.


Herausgeber
Schwinges, Rainer C.
Reihe
Vorträge und Forschungen 66
Erschienen
Ostfildern 2007: Jan Thorbecke Verlag
Anzahl Seiten
430 S., 22 Farbtafeln
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

Grundlage des Bandes bilden die Vorträge der Herbsttagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte 2005, die durch die Beiträge von Reinhard Schneider zum Königsrecht an schiffbaren Flüssen und Marie-Claude Schöpfer Pfaffen über die Verkehrspolitik im schweizerischen Alpenraum in den bernischen und Walliser Erscheinungsformen vom 12. bis zum 16. Jahrhundert ergänzt werden. Der Herausgeber führt einleitend in das Strassen- und Verkehrswesen des hohen und späten Mittelalters ein. Die Binnenschifffahrt bildete in dieser Zeit das Rückgrat des Verkehrs, während der Zustand der Strassen allgemein beklagt wurde, weil niemand für deren Unterhalt zuständig war. Dabei wuchs in diesem Zeitraum das Bewusstsein, dass das Strassen- und Verkehrswesen zum «öffentlichen Raum» gehörte.

Der Band geht diesem Bewusstsein in vier Abschnitten nach. Im ersten wird nach der Einführung durch den Herausgeber die Strukturierung des Raumes durch Strassen und Wasserwege mit fünf Beiträgen gezeigt. Arnold Esch behandelt die Alpenübergänge und Wege nach Rom zwischen Antike und Spätmittelalter mit methodischen Beobachtungen zu den verfügbaren Quellengattungen; Dietrich Denecke geht auf die raumstrukturellen Perspektiven der Verkehrswege ein, während Thomas Szabó Strassen in Deutschland und Italien untersucht. Die historische Strassen- und Wegeforschung in der Schweiz wird von Hans-Ulrich Schiedt, Guy Schneider und Heinz E. Herzig behandelt. Dabei werden die Geleisestrassen ebenso wie die Kontinuität zwischen Antike und Mittelalter erkennbar. Detlev Ellmers zeigt abschliessend die Techniken und Organisationsformen zur Nutzung der Binnenwasserstrassen im Berichtszeitraum des Bandes, wobei er bis zum frühen Mittelalter zurückgeht.

Der zweite Abschnitt ist der Einbindung von Strassen- und Verkehrswesen in Herrschaft und Verwaltung gewidmet. Neben dem bereits genannten Beitrag von Reinhold Schneider stehen die von Klaus Brandstätter zu Strassenhoheit und Strassenzwang sowie von Christian Hesse zum Einfluss der Herrschaft auf die Verkehrsinfrastruktur im spätmittelalterlichen Reich. Der dritte Abschnitt widmet sich der Nutzung der Strassen für Transport, Mauterhebung, Beherbergung und ähnlichem in ebenfalls drei Beiträgen. Neben Klara Hübners Untersuchung zum Strassen- und Brückenbau im spätmittelalterlichen Freiburg im Uechtland stehen der bereits erwähnte Beitrag von Marie-Claude Schöpfer Pfaffen und der Beitrag von Beat Kümin zu Wirtshaus, Reiseverkehr und Raumerfahrung am Ende des Mittelalters. Der vierte Abschnitt widmet sich als aussereuropäischer Kontrast im Beitrag von Andreas Kaplony dem Verkehrsnetz Zentralasiens in der Gliederung arabischer Geographen. Der vorliegende Band ist zu einem guten Teil durch Beiträge aus dem Gebiet der heutigen Schweiz geprägt, was der künftigen Forschung in diesem Raum entgegenkommt. Er fasst die Forschung in vielen Punkten zusammen und konkretisiert sie. Er stellt auch selbst einen guten Teil der Forschung dar. Da die Erforschung des Strassen- und Verkehrswesens noch immer in vielen Einzelproblemen ein Desiderat der Forschung ist, erhöht sich der Wert des Bandes weiter.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Rainer C. Schwinges (Hg.): Straßen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter (Vorträge und Forschungen, Band 66). Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2007. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 3, 2009, S. 359-360.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 3, 2009, S. 359-360.

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